Projektbeschreibung

  • Planung
  • Verstehen & Beobachten
  • Sichtweisen definieren
  • Ideen finden
  • Prototypen entwickeln
  • Testen
  • Entwicklung Gesamtkonzept

Die Planung eines Projekts beinhaltet viele formelle und organisatorische Aspekte, die in jedem Projekt neu den aktuellen Bedarfen entsprechend umgesetzt werden müssen und hier nicht allgemein beschrieben werden können. Hier beschreiben wir ausschließlich einen Kickoff-Workshop zur inhaltlichen und methodischen Ausrichtung eines Projekts mit möglichst allen an der Veranstaltungsplanung beteiligten Personen. Ein solcher Kickoff-Workshop sollte so früh wie möglich im Projekt angesetzt werden, um eine gemeinsame Basis für die anlaufende Projektarbeit zu legen. Das Ziel besteht darin, die Erwartungen aller an einem Projekt beteiligten Personen zu erfassen und abzugleichen. Wichtig ist es, die Ziele des Projektes klar zu definieren und dabei die Meinungen und Vorstellungen aller Projektpartner einzuholen. Häufig verfolgen die Beteiligten unterschiedliche Ziele, ohne dass diese Widersprüche zunächst deutlich werden. Dies kann im späteren Projektverlauf zu Uneinigkeiten im Vorgehen führen, ohne dass den Beteiligten bewusst ist, dass sie unterschiedliche Ziele verfolgen. Es können Konflikte und Unzufriedenheiten mit dem Projektverlauf entstehen, was wiederum den Projekterfolg insgesamt gefährden kann. Der Prozess der inhaltlichen und methodischen Planung bildet deshalb einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem erfolgreichen Projekt.

Nutzerforschung

Das Ziel dieses Forschungsprojektes liegt in der teilnehmerorientierten Gestaltung von Schulungsveranstaltungen. Der wissenschaftliche Mehrwert besteht darin, aus dem Kontext der Produktentwicklung bewährte Methoden der User Experience und des Design Thinking hinsichtlich deren Wirksamkeit im Kontext der beruflichen Weiterbildung zu evaluieren. Die Weiterbildungsangebote der beiden Kooperationspartner Bosch Powertools und VHS Verband Baden-Württemberg e.V. dienen dabei als Anwendungsbeispiele.

Seit Februar 2016 nahmen Projektmitarbeiterinnen der Hochschule der Medien sowohl an Xpert Business Kursen des Volkshochschulverbands wie an den UX-Schulungen bei Bosch Powertools beobachtend teil. Im Anschluss an die Beobachtung führten sie mit Schulungsteilnehmenden qualitative Interviews durch, um Einsichten in deren Erfahrungen und Erleben (User Experience) während der Schulungen zu gewinnen. Das Ziel der Interviews bestand darin, Einsichten in die offensichtlichen und versteckten Bedürfnisse der Schulungsteilnehmenden zu erhalten.

Expertenbefragung

Als grundlegendes Forschungsmittel für die Expertenbefragung wurde das kognitive Interview gewählt. Im Vergleich zu quantitativen Erhebungstechniken bietet diese Vorgehensweise den Vorteil, durch offene Fragestellungen Erkenntnisse über die Erfahrungen und Erwartungen der Befragten zu erlangen und dabei auch deren individuellen Bedürfnisse zu erfassen. Das Interview wurde teilstandardisiert, mit Orientierung an einem vorab erstellten Leitfaden durchgeführt. Dieser kann thematisch grob in vier Teile untergliedert werden: 1. Erfahrungen der Experten zu Schulungen allgemein, 2. Erfahrungen aus konkret positiver Schulungssituation, 3. Konkret negative Schulungssituation, 4. Wünsche und Optimierungen.

Sichtweisen zu definieren bedeutet, Anforderungen aus den Bedürfnissen der Nutzer abzuleiten. Im Kontext der Weiterbildung sind die Bedürfnisse von Teilnehmenden eines (potenziellen) Schulungsangebots gemeint. Aus den Anforderungen der Teilnehmenden lassen sich wiederum Bereiche nicht oder nur teilweise erfüllter Nutzerbedürfnisse identifizieren, welche Gestaltungsräume für nutzergerechte Angebote bieten. Im Weiterbildungskontext können dies Elemente einer Weiterbildungsveranstaltung sein, welche die Bedürfnisse der Teilnehmenden nicht oder nur teilweise erfüllen, z.B. unstrukturiert erlebte Lehrunterlagen oder eine nicht optimale Verteilung von Theorie- und Praxisteilen. Für eine gelungene Weiterbildungsveranstaltung ist es wichtig, diese Bereiche zu erkennen und damit einen Raum für mögliche Lösungen zu schaffen. Gleichzeitig müssen aktuell realisierte „Attraktoren“ identifiziert werden. Dies sind besonders gut ankommende Elemente einer Veranstaltung, die bei einer (Weiter-)Entwicklung erhalten bzw. ausgebaut werden sollten.

Das Herausarbeiten von Gestaltungsräumen ermöglicht es einem Weiterbildungsplaner, seine Veranstaltung noch besser an die Teilnehmenden anzupassen und an deren Belangen auszurichten, indem er aktiv Lösungsideen für die aufgedeckten Gestaltungsräume entwickelt. Durch eine Anpassung der Gestaltungsräume an die Bedarfe der Schulungsteilnehmenden kann deren Zufriedenheit mit einem Weiterbildungsangebot erhöht werden.

Nach der Auswertung der Ergebnisse aus den Arbeitspaketen 1 bis 3 wurden Ideation Workshops konzipiert getrennt für beide Projektpartner, Bosch Powertools und den VHS Verband. Die Teilnehmenden bestanden jeweils aus einer interdisziplinären Gruppe von Weiterbildungsexperten und Stakeholdern aus den Bereichen Industrie, öffentliche Weiterbildungsträger und Hochschulen sowie aus Experten aus den Bereichen User Experience und Design Thinking. Gemeinsam wurden Ansätze für die Gestaltung innovativer Weiterbildungsmethoden generiert.
Diese wurden auf Basis der Toolbox unter Verwendung unterschiedlicher Kreativitätstechniken entwickelt. Basierend auf den Ergebnissen aus den Ideation Workshop wurde die Toolbox überarbeitet und potenziell hilfreiche Methoden für die Pilotanwendungen ausgewählt. Da im Kontext der Ideation Workshops von den in der Nutzerbefragung identifizierten Handlungsfeldern nicht alle bearbeitet werden konnten, wurden Ideen für die verbliebenen über eine Delphi-Umfrage generiert.

Die Delphi Befragung

Da im Kontext der Ideation Workshops aus Zeitgründen nicht zu allen Handlungsfeldern Ideen entwickelt werden konnten, wurden nachfolgend Delphi-Befragungen mit beiden Kooperationspartnern durchgeführt. Der Begriff geht auf das antike Orakel von Delphi zurück, mit dessen Hilfe Ereignisse in der Zukunft vorhergesagt werden sollten. Häder (2009) definiert Delphi-Befragungen u.a. folgendermaßen: Delphi-Befragungen als Verfahren zur Steuerung von Gruppenkommunikation und zur Erforschung bestimmter Sachverhalte.

Folgende Merkmale erweisen sich laut Häder (2009, S. 25) als charakteristisch für das klassische Design einer Delphi-Befragung:

  • Verwendung eines formalisierten Fragebogens
  • Befragung von Experten
  • Anonymität der Einzelantworten
  • Ermittlung einer statistischen Gruppenantwort
  • Information der Teilnehmer über diese statistische Gruppenantwort (Feed-back)
  • (Mehrfache) Wiederholung der Befragung nach dem beschriebenen Vorgehen

In unserem Projekt sollten Lösungsansätze für die im Rahmen des Ideation Workshops nicht bearbeiteten Handlungsfelder (Opportunity Areas) samt der dazu formulierten „How might we“-Fragen gefunden werden.

Diese wurden in einem Fragebogen zusammengestellt und an Experten unserer Kooperationspartner gesandt. Diese wurden gebeten zu jeder Frage ihre Lösungsideen aufzuschreiben und an uns zurück zu senden. Die zurückgesandten Ideen strukturiert und um Mehrfachnennungen bereinigt. Diese um Mehrfachnennungen bereinigte und strukturierte Ideenliste wurde in einer zweiten Runde nochmals an Experten versandt, verbunden mit der Bitte, weitere Ideen zu ergänzen sowie Kombinationen der bisherigen Vorschläge vorzunehmen. Im letzten Schritt wurde die Ideenliste weiter strukturiert, und die Experten wurden gebeten, eine Bewertung dieser verbliebenen Ideen vorzunehmen. Mittels eines Fragebogens wurde erhoben, ob die Ideen als umsetzbar und wirksam angesehen werden.

  • Die Einschätzungen der Umsetzbarkeit einer jeder Idee war auf einer Skala von 1 bis 4 (1 = sehr schwierig, 2 = eher schwierig, 3 = eher leicht, 4 = sehr leicht) zu bewerten.
  • Die Wirksamkeit jeder Idee war hinsichtlich der Verbesserung des Schulungskonzeptes auf einer Skala von 1 bis 4 einzuschätzen (1 = sehr gering, 2 = eher gering, 3 = eher hoch, 4 = sehr hoch).
  • Die Antworten wurden mit der Statistik-Software SPSS ausgewertet. Auswertungskriterien waren: mindestens 4 von 7 Antworten müssen sowohl leicht bis sehr leicht umsetzbar sein bei gleichzeitiger hoher bis sehr hoher Wirksamkeit.

Häufig werden Produkte oder Angebote entwickelt, ohne den späteren Nutzer in die Entwicklung einzubeziehen. So kann es passieren, dass diese Angebote zwar mit viel Aufwand ausgearbeitet werden, aber an den Wünschen der Nutzer vorbei konzipiert sind und diese die Angebote nicht nutzen. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, die Meinung potentieller Nutzer bereits früh in der Konzeptentwicklung zu berücksichtigen. Dies wird durch das wiederholte Einholen von Feedback seitens der Nutzer während der Entwicklung eines prototypischen Konzeptes und der Einbeziehung dieses Feedbacks in die Weiterentwicklung des Konzeptes sichergestellt. Unter dem Begriff Konzept verstehen wir prototypische Elemente einer Weiterbildungsveranstaltung. Wir unterscheiden zwischen „low“ „mid“ und „high“ fidelity Prototypen (Engeln & Engeln, 2015). Dabei können „low fidelity“ Prototypen einfache Konzepte sein, z.B. textbasierte Szenarien, wie ein bestimmtes Schulungselement gestaltet werden könnte. Unter „mid fidelity“ Prototypen verstehen wir dagegen bereits deutlich detaillierter ausgearbeitete Konzepte, beispielsweise konkrete Entwürfe für Schulungsunterlagen. Ein „high fidelity“ Prototyp steht für ein ausgereiftes Konzept, das bereits in ein Gesamtkonzept einer Veranstaltung integriert ist, umgesetzt und final getestet werden kann.

Unter dem Begriff Gesamtkonzept wird ein ausgereiftes Konzept für eine Weiterbildungsveranstaltung verstanden, welches unter Berücksichtigung von Teilnehmer- und Stakeholder-Erwartungen entwickelt wurde. Beim Gesamtkonzept handelt es sich sozusagen um einen „high fidelity“ Prototypen, welcher als Veranstaltungsformat umgesetzt werden kann.

Die geschah in Form eines Pilottrainings bei Bosch und in Form einer deutschlandweiten Onelinebefragung von Kursleitenden beim VHS Verband mit dem Ziel, die Ergebnisse in verbandsinterne Weiterbildungsveranstaltungen einfließen zu lassen.

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