Bürofitness – Aktiv durch den Arbeitsalltag

von Mica Oppmann

Durch die hohen Sitzzeiten am Arbeitsplatz ist ein Bewegungsausgleich sehr wichtig. Als Alternative zu teuren Fitnessstudios gibt es einfache Übungen, mit denen der Arbeitsplatz ganz einfach zu einer persönlichen Trainingsfläche umfunktioniert werden kann.

Der Begriff Bürofitness ist in den letzten Jahrzehnten immer populärer geworden. Insbesondere in den westlichen Industrieländern kam es durch den Wechsel von körperlicher Arbeit hin zur Bürotätigkeit zu einer dramatischen Erhöhung der Sitzzeiten. Doch nicht nur am Arbeitsplatz direkt, sondern auch auf dem Weg zur Arbeit, während der Mittagspause und in der Freizeit lassen sich heutzutage erhöhte Sitzzeiten feststellen. Die durchschnittliche Sitzzeit in Deutschland beträgt bei Erwachsenen zwischen 9 und 11 Stunden am Tag. Das bedeutet, dass zwischen 55% und 70% am Tag mit Sitzen verbracht wird. Das Sitzen wird deswegen auch als “Feind der körperlichen Arbeit” angesehen. 

Vor allem am Arbeitsplatz ist aufgrund der langen Sitzdauer und der ungesunden Körperhaltung am Bildschirm ein Bewegungsausgleich sehr wichtig. Die längeren Sitzzeiten sind zudem mit einer Reduktion der Lebenserwartung verbunden. Ein regelmäßiges Bewegungsprogramm ist auch die gesündere und effektivere Alternative zur Kaffee- oder Raucherpause.

Eine zu lange Sitzdauer wirkt sich in verschiedenen Bereichen negativ auf den Menschen aus.
Text: Mica Oppmann, Grafik: Sandra Kutscher

Zukunftsvision von biophil gestalteten Arbeitsplätzen

Jedoch ist Bürofitness schon lange kein bloßer Nischentrend mehr. Sowohl die Wissenschaft, als auch die unternehmerische Praxis, nimmt Bewegungsmangel ihrer Mitarbeiter mittlerweile sehr ernst. So beschäftigten sich beispielsweise Wissenschaftler der Julius Maximilian Universität Würzburg mit dem Thema. Sie gingen der Fragestellung nach, inwiefern sich ein biophil gestalteter Büroarbeitsplatz auf die Sitzzeit der Arbeitnehmer auswirken kann. Biophil beschreibt dabei innenarchitektonische Maßnahmen, welche es ermöglichen, sich während der Zeit im Büro aktiv oder passiv zu bewegen. Dazu zählen freie Flächen, Steharbeitsplätze, Trainingsmöglichkeiten und so weiter. Es stellte sich heraus, dass die arbeitsbezogene Sitzzeit signifikant gesenkt werden konnte. Gleichzeitig verzeichneten die Forscher eine Zunahme der Minutenanzahl, welche die Arbeitnehmer täglich im Stehen verbrachten. 

Auch die Jobbörse Indeed engagierte sich bei dem Thema und erhob zusammen mit Marktforschern der respondi AG die Studie „Fit im Job“. 2688 Arbeitnehmer waren involviert, die Fragen zu Gesundheitsangeboten ihrer Unternehmen beantworteten. Nur vier von zehn Teilnehmer der Studie gaben an, dass ihr Arbeitgeber Bewegungs- und Sportmöglichkeiten anbiete. Dem gegenüber standen 75% der Befragten, denen Sport- und Gesundheitsangebote als Zusatzleistungen wichtig sind. Frank Hensgen, Geschäftsfüher von Indeed Deutschland, sieht darin ein eindeutiges Signal für Arbeitgeber: “In vielen Branchen buhlen Unternehmen um gut ausgebildete Fachkräfte. Insbesondere bei jüngeren Arbeitskräften sind neben dem Gehalt auch attraktive Rahmenbedingungen entscheidend für die Wahl eines neuen Arbeitgebers. Im Kampf um Talente liegen hier relevante Wettbewerbsvorteile”

Ansatz der aktiven körperlichen Bewegung  

Doch auch wenn klar ist, dass mehr Bewegung bei gleichzeitiger Minderung der Sitzzeit positive Effekte auf Körper und Geist haben, fällt es manchmal schwer, einen aktiven Lebensstil neben dem Job aufrechtzuerhalten. Basierend auf diesem Dilemma entstand die Grundidee des Bürofitness. Es geht um aktive körperliche Bewegungen, die ohne Vorkenntnisse durchführbar sind und die sich darüber hinaus leicht im Büro umsetzen lassen. Der Fokus liegt auf Vorbeugung und Linderung von Rückenschmerzen sowie auf einer Verbesserung der Körperhaltung. Das nachstehende Video enthält eine mögliche Trainingseinheit, die schnell und einfach im Büro umgesetzt werden kann. 

Das Bürofitness-Workout kann ohne viel Platz und Zeitaufwand durchgeführt werden.
Workout Design & Film: Mica Oppmann

Obwohl es bislang wenige empirischen Befunde über die Steigerung der Produktivität durch Bürofitness gibt, bietet es eine aktive Abwechslung zum stressigen Arbeitsalltag. Mittels kurzer und leichter Übungen können Verspannungen und Rückenschmerzen gelindert werden. Die gelungene Abwechslung wirkt nicht nur den Gefahren des langen Sitzens entgegen, sondern erzielt zusätzlich einen Motivationsschub am Arbeitsplatz ohne großen Zeitaufwand. 

Eine ausführliche Anleitung des Bürofitness-Workouts gibt es hier.