von Mailyn Messtorff
Krebs. Eine Diagnose, die Angst, Ungewissheit, körperliche Beschwerden und alltägliche Beeinträchtigungen mit sich bringen kann. Als Kind hieß es von unseren Eltern immer, „Schone Dich, bis du wieder gesund bist“, diese These gilt nicht im Kampf gegen den Krebs. Hier setzt Onkosport an. Dieser Fachbereich beschäftigt sich mit Sport speziell für krebserkrankte Menschen. Der folgende Beitrag gibt einen Überblick, wie und weshalb sich Sport und Bewegung positiv bei Krebserkrankungen auswirken und welche Rolle dabei die Gesundheit spielt.
Nach Schätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden 2016 in Deutschland rund 500.000 Krebserkrankungen diagnostiziert. Die Anzahl der Neuerkrankungen steigt weiterhin. Ein Grund hierfür ist nicht nur die genetische Veranlagung, sondern auch der individuelle Lebensstil. Onkosport nimmt hierbei eine sehr wichtige Rolle ein, wenn es um die Vorbeugung, aber auch um die Linderung der Krankheit und die Genesung geht.
Studien geben Hoffnung
Bewegung und Sport – im Verlauf der Erkrankung fragen sich Krebsbetroffene: „Fördert die körperliche Bewegung die Bildung und Streuung von Metastasen (Zellen die aus dem ursprünglichen Tumor, in anderen Organen oder Gewebe neue Geschwülste bilden)“ oder „Mindert der Sport die Wirkung meiner Chemotherapie?“
Das recht junge Forschungsgebiet befasst sich beim Thema Sport bei Krebserkrankungen mit genau diesen Fragen, sowie weiteren vielseitigen und komplexen Fragestellungen. Heutzutage differenziert sich der Fokus zusätzlich vermehrt auf die unterschiedlichen Arten einer Krebserkrankung, für welche anschließend individuelle Trainingspläne und fundierte wissenschaftliche Empfehlungen für körperliche Aktivitäten ausgearbeitet werden. Insgesamt hat Sport laut der aktuellen Studienlage keine negative Auswirkung auf eine Krebserkrankung selbst und die zugehörige Therapie.
Jegliche Bewegungs- und Trainingsabläufe sind in Rücksprache mit einer/m zuständigen Arzt*in und Sporttherapeut*in abzuklären!
Allgemeine Trainingspläne zu Sport bei Krebs sind nicht zu empfehlen, da sich ausschließlich ein individuell zugeschnittener Trainingsplan positiv auf den Gesundheitszustand der erkrankten Person auswirken kann. Auch zu viel Sport und Bewegung sind grundsätzlich nicht die beste Lösung. Krebspatient*innen benötigen häufig und regelmäßig Pausen, sowie spezielle und schonende Bewegungsabläufe.
Mögliche Symptome und Nebenwirkungen
Krebspatient*innen durchleben während, aber auch nach der Behandlung diverse Emotionen. Therapien, Medikamente und die Erkrankung selbst sind hierbei Hauptauslöser für unterschiedlichste körperliche Symptome und Nebenwirkungen:
- Angst / Sorge
- Unsicherheit
- Allgemeine Schwäche
- Schwindel
- Bei Antihormontherapie bei Brustkrebs: Osteoporose
- Hilf- / Ratlosigkeit
- Haarausfall
- Immunschwäche
- Hautirritationen
Mit der Zeit können sich dadurch soziale Isolation, das Gefühl des Fremdsein gegenüber der Gesellschaft oder Hoffnungslosigkeit entwickeln.
Die Krebserkrankung selbst, kann je nach Lokalisation und Stadium zu folgenden Symptomen führen:
- Schmerzen
- Blutungen
- Bewegungs- und Funktionseinschränkungen
- Übelkeit
- Körperveränderungen
Zirka 90 Prozent der Krebserkrankten leiden unter der sogenannten Fatique (Erschöpfungssyndrom). Betroffene fühlen sich überwiegend extrem abgeschlagen, müde, antriebs- und motivationslos – trotz ausreichend Schlaf oder Motivation von Freunden und Familie.
Monatelange Krankenhausaufenthalte fördern meist die mit den Symptomen einhergehende körperliche Inaktivität. Die hohe Liegezeit lässt Patient*innen zusätzlich zunehmend schwächer fühlen. Dadurch nehmen Herz- und Lungenleistung sowie Körper- und Muskelmasse nach und nach ab. Gleichgewichtsstörungen und Kreislaufprobleme treten auf.
Krebspatient*innen fühlen sich demnach durch Einschränkungen der Erkrankung vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Eine wesentliche Hilfe kann hierbei ein Sport- oder Bewegungstherapeutisches Umfeld bieten. Sport und Bewegung fördern ebenso, dass betroffene wieder erleben und eigenständig etwas gegen die Krankheit tun können, da langwierige Therapien ein Gefühls- und Kontrollverlust ihres Körpers mit sich bringen kann.
Aktueller Forschungsstand zur positiven Auswirkung von Sport bei Krebs
Biologische Mechanismen, welche zeigen warum Sport einen direkten positiven Einfluss auf Krebs hat, sind noch weitestgehend unbekannt. Der Grund hierfür sind sehr komplexe Wachstumsvorgänge von Tumoren. Doch allgemein ist bereits bekannt, dass körperliche Aktivität unser Organsystem unterstützt und den Stoffwechsel sowie unser Gehirn anregt.
Die folgende Skizze zeigt, wie und warum sich Sport positiv auf einzelne Körperstrukturen auswirken kann:
Hinweis:
Zu beachten ist weiterhin, dass nach der Diagnose so früh wie möglich versucht werden sollte, körperliche Aktivität in den Alltag einzubauen, sowie nach der Rehabilitation stetig weiterzuführen. Die selbstständige Fortführung sollte allerdings nur dann erfolgen, wenn sich Betroffene sicher im Umgang mit sich selbst und den Bewegungsausführungen fühlen. Wie bereits erwähnt, sollten keine vorgefertigten Trainingspläne aus Zeitschriften, dem Internet oder von Personen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis übernommen werden. Jeder Trainingsplan und jede Bewegungsausführung muss zunächst mit dem zuständigen Arzt*in und/oder Sporttherapeut*in abgeklärt werden, da es sonst zu Komplikationen oder der Verschlechterung des Gesundheitszustandes kommen kann. Hierzu findet im Voraus eine ausführliche Diagnostik statt.
Beratungsstellen, Kontakte und Ratgeber
Offizielle Stellen für persönliche Beratung:
Telefon: 0 30 / 322 93 29 0
Telefax: 0 30 / 322 93 29 66
E-Mail: service@krebsgesellschaft.de
Internet: www.krebsgesellschaft.de
KID – Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg
Telefon: 0800 / 420 30 40 (täglich 8 – 20 Uhr, kostenlos aus dem deutschen Festnetz)
E-Mail: krebsinformationsdienst@dkfz.de
Internet: www.krebsinformationsdienst.de
Kompetenznetz Komplementärmedizin in der Onkologie (KOKON)
Koordinationsstelle Klinik für Innere Medizin 5
Schwerpunkt Onkologie/Hämatologie
Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Klinikum Nürnberg
Nathan-Straße 1 90340 Nürnberg Telefon: 09 11 / 398 – 2006 (Mo bis Do 9 – 13 Uhr)
Internet: https://www.klinikum-nuernberg.de/DE/ueber_uns/Fachabteilungen_KN/kliniken/medizin5/index.html
Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e.V.
Münchener Straße 45, 60329 Frankfurt am Main
Telefon: 0180 / 44 35 530E-Mail: info@hkke.org
Internet: www.hkke.org
Bundesministerium für Gesundheit 11055 Berlin
E-Mail: poststelle@bmg.bund.de
Internet: www.bmg.bund.de
Bürgertelefon (Mo bis Do 8 – 18 Uhr, Fr 8 – 12 Uhr) 0 30 / 340 60 66 – 01
Bürgertelefon zur Krankenversicherung 0 30 / 340 60 66 – 02
Bürgertelefon zur Pflegeversicherung 0 30 / 340 60 66 – 03
Bürgertelefon zur gesundheitlichen Prävention