von Pascale-Sofie Durst
Dauerhafter Stress wirkt sich negativ auf unsere Gesundheit aus. Stressabbau wird zu einem immer essenzieller werdenden Thema unserer Gesellschaft. Wer nach Entspannungsverfahren für den Stressabbau sucht, wird neben Meditation und Yoga früher oder später auch auf Tai Chi aufmerksam werden. Durch das Arbeiten mit fließenden, gleichmäßigen Bewegungen und Konzentration, können Körper und Geist zur Ruhe kommen und Entspannung kann sich einstellen.
Tai Chi – auch Tai-Chi-Chuan oder „Schattenboxen“ genannt – ist ursprünglich eine Kampfsportart aus China und gehört der traditionellen chinesischen Medizin an. Beim Tai Chi wird die sogenannte Lebensenergie (chinesisch „Qi“ oder „Chi“) gestärkt, was sich positiv auf die Gesundheit auswirken soll. Ein besonders wichtiger Aspekt ist die eigene Körperwahrnehmung. Durch die richtige Atmung und bewusst geführten Bewegungen kann die Lebensenergie laut der Tai-Chi-Lehre erst richtig fließen. Tai-Chi-Übungen steigern die Lebensenergie, harmonisieren die Körperkräfte, stärken die Körperbeherrschung.
Es ist für alle Menschen bestens geeignet, auch für Anfänger, unabhängig vom Alter oder Fitnesszustand. Es ist besonders gelenkschonend und daher für Menschen mit Arthrose oder Adipositas besonders empfehlenswert. Um es von Anfang an richtig zu machen, ist eine angeleitete Übungsstunde von Vorteil. Für viele Menschen kann Tai Chi aber genauso ein Teil ihrer Gesundungsphase sein und es gibt sogar Krankenkassen, die die Kosten für Thai Chi Kurse übernehmen. Selbst in der Reha kann diese Bewegungstherapie zur Anwendung kommen, denn immer mehr Kliniken testen die Wirkung, die zu einer Verbesserung der Gesundheit führt.
Sieht man Tai Chi Gruppen im Fernsehen, dann sind diese sehr oft in den Übungsräumen von Vereinen, aber genauso im Freien, in Parks und großen Grünanlagen zu finden. Doch auch zu Hause auf dem Balkon, der Terrasse oder einfach im Schlaf- oder Wohnzimmer wird jeder einen Platz für Tai Chi Übungen finden. Jetzt noch das Telefon ausstellen und bequeme Kleidung anziehen und schon kann es losgehen. In nur 15 Minten kann die wirkliche Entspannung beginnen – die sportliche Leistungsgrenze steht dabei nicht im Fokus.
Übung 1: Ballhaltung
-
Ausgangsposition: Beine schulterbreit, leicht gebeugt, Arme vor dem Körper ruhend, ein und ausatmen. -
Die rechte Hand ist auf Höhe des Unterbauchs mit der Handfläche nach oben, während die linke Hand auf Brusthöhe mit der Handfläche nach unten positioniert wird (als würde man einen Ball halten). -
Drehung nach rechts und wieder zurück zur Mitte. Die Hände tauschen währenddessen den Platz. -
Der „Ball“ soll dabei nicht herunterfallen. Achtung und Konzentration soll geschult werden. -
Wiederholung auf der anderen Seite -
Übung 2: Wolkenhände
-
Ausgangsposition: Beine schulterbreit geöffnet, leicht gebeugt, Hände werden vor dem Körper gehoben und dabei wird ein- und ausgeatmet. -
Die linke Hand geht nach oben, kreist von rechts nach links am Gesicht vorbei. -
Das Gewicht verlagert sich parallel mit der linken Hand vom rechten zum linken Bein -
Die rechte Hand beginnt mit der Bewegung, sie „zieht“ das rechte Bein wie an einem Faden an den linken Fuß heran. Beide Hände zeigen nach links. -
Dann rotiert der rechte Arm am Gesicht vorbei nach rechts, während der linke nach unten wandert. -
Danach wird die Übung entgegengesetzt wiederholt.
Übung 3: Der Kranich weitet seine Flügel
-
Ausgangsposition: Beine schulterbreit leicht gebeugt, Hände vor dem Körper, ein und ausatmen. -
Ballhaltung (von vorheriger Übung) einnehmen und nach rechts drehen. Das linke Bein heranziehen und auf Zehenspitze absetzen. -
Rechte Hand geht nach oben, die Hüfte wird nach vorne korrigiert und das linke Bein nach vorne abgesetzt. -
Der linke Arm wandert nach unten. -
Das linke Bein geht zur Seite, das rechte wird herangezogen. -
Die Ballhaltung wird nun nach links eingenommen. -
So kann die selbe Übung entgegengesetzt wiederholt werden. -
Thai Chi zur Stressbewältigung
Wenn wir in Stress geraten, reagiert der Körper so, wie er es noch von den Vorfahren aus der Urzeit in sich trägt, mit der sogenannte Kampf- oder Fluchtreaktion. Der Körper arbeitet dabei auf Hochtouren und bereitet sich auf einen Kampf oder die Flucht vor. Um die körperlichen Reaktionen aus diesem Prozess abbauen zu können, müssten wir kämpfen oder flüchten. Doch dies ist in unserer zivilisierten Welt nicht möglich. Tai Chi gleicht die körperlichen Symptome der Kampf- oder Fluchtreaktion aus. Beispielsweise vertieft sich dadurch der Atem, der Blutdruck sinkt, die Stresshormone reduzieren sich und entspannen sich die Muskeln.
Die Stressbewältigung mit Hilfe von Tai Chi ist sehr effektiv, da diese auf mehreren Ebenen gleichzeitig wirkt. Thai Chi entspannt, gleicht aus und stärkt und all dies auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene.
Daher hat Tai-Chi langfristig eine positive Wirkung auf Stress, die viele Menschen als besonders angenehm empfinden. Als neuer Bestandteil des eigenen Lebens wird Tai Chi dem Übenden eine neue Lebensqualität bescheren, wobei auch schwierige Lebenssituationen besser und ruhiger gemeistert werden können.
Ein entspanntes Leben hat somit einen positiven Einfluss auf den Menschen und kann dazu beitragen, dass Krankheiten besser überwunden werden. Stetig werden neue wissenschaftliche Untersuchungen gefunden, die sich mit der Wirkung des Tai Chi auf die Gesundheit beschäftigen.
In der Studie des Royal Hallamshire Hospital im britischen Sheffield etwa, wurde hierzu ein Beispiel gefunden. In der Abteilung Koronarbehandlung und Kardiologie haben sich Patienten einem Test mit Tai Chi als zusätzlichem Heilungshelfer unterzogen, um sich ein neues entspanntes und gesundes Leben zu schaffen. Als Ergebnis des Tests wurde festgestellt, dass Tai Chi den Blutdruck und den Herzschlag senkt.
Durch das regelmäßige Üben des Tai Chi wird die Stressresistenz erhöht. Im Alltag bedeutet dies, dass man auch in turbulenten Zeiten mehr Gelassenheit hat, sich nicht aus der Ruhe bringen lässt und mit einem klaren Kopf gute Entscheidungen treffen kann. Stressbedingte Symptome entstehen dann kaum oder gar nicht. Die Prinzipien des Tai Chi lassen sich auch hervorragend mental in den Alltag einbauen. Damit kann man sich auch während des Tages immer wieder stabilisieren und stärken und dies ohne die Übungen körperlich ausführen zu müssen.