von Jana Hackenbroich
„Nur 20 Minuten Training und das ganz ohne zusätzliche Gewichte“ oder „Mehr Effizienz geht nicht“ – das sind nur ein paar wenige von vielen Marketingsprüchen, womit der Markt für das sogenannte EMS Training wirbt. Doch was bringt diese Art von Training wirklich?
Begriffe wie Gesundheit, Fitness, Effektivität und Selbstoptimierung sind heutzutage für fast jeden Menschen relevante Themen. Eine Technik, die unter anderem genau diese Aspekte aufgreift und zudem auch mit sehr schonenden körperlichen Belastungen durchgeführt werden kann, ist das EMS Training. Doch diese Art des Trainings ist keine neue Erfindung, sondern wird schon seit über hundert Jahren zur Behandlung von bestimmten Krankheiten und Verletzungen eingesetzt. Es kommt also ursprünglich aus dem Bereich der Rehabilitation.
EMS bedeutet elektrische Muskelstimulation. Durch elektrische Impulse, die an die Muskulatur weitergeleitet werden, erfolgt eine Muskelkontraktion. Dies ist ähnlich zu den Impulsen, die normalerweise aus dem Gehirn an die Muskulatur weitergegeben werden. So wird ein Trainingseffekt erzeugt.
Grafik: Latisha Kurt und Caroline Rohr
Warum EMS besonders für ältere Menschen geeignet ist
Mit zunehmendem Alter wird es immer wichtiger, Maßnahmen zu treffen, die zum Erhalt der essenziellen Funktionen des Körpers beitragen. Häufig ist ab 50 Jahren ein Muskelrückgang von 1-2% pro Jahr zu beobachten. Aber auch Verlust der Gleichgewichtsfähigkeit und Reaktionsschnelligkeit können sich negativ auf das Altwerden auswirken. Denn irgendwann haben diese Funktionen so stark abgebaut, dass das Risiko zu stürzen und sich dadurch Verletzungen zuzuziehen, enorm zunimmt.
Zur Prävention oder zum Herauszögern dieser Entwicklung ist es im Alter wichtig, die körperliche Aktivität und Beanspruchung der Muskulatur aufrecht zu halten. Doch meistens ist ein reguläres Training nicht mehr so einfach möglich. Körperliche sowie psychische Einschränkungen, beispielsweise durch bereits eingetretenen Muskelschwund oder Motivationsmangel, halten die Menschen oft vom Sport ab. EMS ist deshalb eine gute Möglichkeit bzw. Alternative.
Dafür spricht unter anderem, dass das Training individuell an die Personen angepasst wird, wonach sich dementsprechend das Niveau der Übungen richtet. Außerdem nimmt das Training nur wenig Zeit in Anspruch, 20 Minuten EMS sind mit einem Trainingseffekt von mehr als drei Stunden Krafttraining vergleichbar. Dazu kommt, dass EMS sehr gelenkschonend durchgeführt werden kann. Dies ist besonders hilfreich bei Menschen mit Beeinträchtigungen wie Arthrose, Bandscheibenvorfällen, rheumatischen Erkrankungen oder Osteoporose. So ist es beispielsweise auch möglich bei Personen mit Mobilitätseinschränkungen die Beinmuskeln durch elektrische Impulse zu stimulieren, ohne dass anspruchsvolle Bewegungen ausgeführt werden müssen.
Wo wird EMS angeboten?
Meist wird EMS in Rehabilitationseinrichtungen und Fitnessstudios angeboten, immer unter der Aufsicht von geschulten Trainer*innen. Mittlerweile gibt es vermehrt spezialisierte Einrichtungen, die auf körperlich eingeschränkte und ältere Menschen ausgelegt sind. Bevor man allerdings ein solches Training mit elektrischer Energie beginnt, sollte immer Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden.
Eine günstige, allerdings auch einfachere Alternative dazu bieten mobile EMS Geräte. Dabei werden nur wenige Elektroden auf einzelne Körperstellen aufgeklebt und so die Muskulatur mit Strom stimuliert. Diese Variante ist zwar ein guter Zusatz für Zuhause und man kann sich den Weg in ein Fitnessstudio oder ähnliche Einrichtung sparen, es kann aber keinesfalls ein Training so ersetzen wie das reguläre EMS Training. Die Wirkungen mobiler EMS Geräte sind also sehr gering. Um wirkliche Verbesserungen zu bemerken, ist also nur ein angeleitetes EMS Training in speziellen Einrichtungen sinnvoll.
EMS kann also einige Vorteile für ältere Personen haben, letztendlich muss aber jede*r diese Trainingsform selbst ausprobieren und für sich entscheiden, ob sie zu einem passt. Doch es ist definitiv eine Überlegung wert, um sich und seinem Körper mit allen Funktionen und Fertigkeiten sportlich und gesundheitlich etwas Gutes zu tun.
Bilder: Jana Hackenbroich